Systemisch-konstruktivistischer Ansatz

Der systemische Ansatz hat seine Wurzeln in der systemischen Familientherapie – auch als Mailänder Modell bekannt – , die von einer Gruppe von Therapeutinnen um Mara Selvini Palazzoli Mitte der 70er des 20. Jahrhunderts entwickelt wurde. Die Arbeit basiert auf den Arbeiten des Anthropologen Gregory Bateson sowie auf der Kommunikationstheorie von Paul Watzlawick. Die Familie wird konsequent als ein sich selbst organisierendes System gesehen, in dem alle Elemente bzw. Mitglieder vernetzt sind. Irritationen von außen oder innen bringen das ganze System und seine Teile in Bewegung (Mobile-Prinzip).

Die systemische (Familien-)Therapie hat interessante Methoden (z.B. >>Reframing<<, >>Hypothesenbildung<<) und die Fragetechnik des >>zirkulären Fragens<< hervor-gebracht. Die systemische (Familie-)Therapeutin fokussiert ihre Aufmerksamkeit auf ungünstige (>>dysfunktionale<<) Muster und unterstützt die Systemmitglieder bei deren Auflösung hin zu konstruktiven Formen des Zusammenspiels in der Kommunikation.

Der systemisch-konstruktivistische Ansatz in Therapie, Beratung und Pädagogik wurde zunächst innerhalb des Heidelberger Modells von Helm Stierlin und seinen Schülern im Anschluss an die Mailänder Kolleginnen und Kollegen weiterentwickelt. Die Heidelberger Systemikerinnen verließen den Fokus auf die Familie und machten den Ansatz für die unterschiedlichsten Settings von Kommunikation mit und in sozialen Systemen fruchtbar.

Der >>Konstruktivismus<< geht davon aus, dass kein Organismus in der Lage ist, Wirklichkeit abzubilden oder zu repräsentieren oder ein passendes (>>viables<<) Modell der Welt zu konstruieren. Der >>radikale<< Konstruktivismus geht davon aus, dass jede Aussage über die Welt in erster Linie eine Aussage über die Beobachterin darstellt. Die konstruktivistische Erkenntnistheorie bietet einen zeitgemäßen System-Begriff, der auch subjektiv von der beobachtenden Person abhängig ist („Alles, was gesagt wird, wird von einem Beobachter gesagt“: Humberto Maturana). Der systemisch-konstruktivistische Ansatz führt interessante Modelle in die Praxis ein (>>innere Landkarte<< versus Landschaft; >>Passung<< versus richtig-falsch; konstruktivistische(s) Didaktik und Lernen; Ordnung versus Chaos, u.a.).

In unserem Institut stellt der systemisch-konstruktivistische Ansatz das bevorzugte Meta-Modell für unsere Arbeit dar. Wir integrieren andere Methoden und Modell, falls sie kompatibel sind.

Da wir den systemischen Ansatz in Reinkultur inzwischen für zu distanziert und zu stark auf die Denkfunktion und damit auf die linke Gehirnhälfte bezogen halten, bleiben wir bei unserer Würdigung des systemischen Konstruktivismus als Meta-Theorie. Praktisch arbeiten wir mit persönlichen Narrationen der Beteiligten, mit Bildern, Symbolen, Träumen usw.. Hierbei haben wir vielfältige Erfahrungen mit der analytischen Psychologie des Schweizer Arztes und Psychologen Carl-Gustav Jung und seiner Nachfolgerinnen.